Branchendaten der Systemgastronomie 2024

in Zusammenarbeit mit Circana
Die Daten basieren maßgeblich auf Konsumenteninformationen aus dem CREST Konsumentenpanel der Circana Group GmbH. Die vorliegenden Zahlen blicken konkret und exklusiv auf die Situation in der Systemgastronomie.
Konsumentenausgaben
Die Verbraucher erhöhten auch im Jahr 2024 ihre Ausgaben für gastronomische Leistungen um weitere 2 Mrd. auf 86,6 Mrd. Euro, ein Wachstum um 2% gegenüber dem Vorjahr und nun 5% über dem Niveau von 2019. Zwar wuchsen alle 12 Monate des Jahres gegenüber dem Vorjahresmonat, allerdings mit sinkenden Wachstumsraten im Jahresverlauf. 2024 war die Systemgastronomie 35 Milliarden Euro groß und verantwortete 40% der gesamten Gastronomie in Deutschland. Dabei performte die Systemgastronomie mit +12% im Jahresvergleich und mit +44% im Vergleich mit 2019 besser als die Individualgastronomie (Umsatzminus 3% im Vergleich mit 2023 und 12% im Vergleich mit 2019).

Besuche

Bereits mit dem Beginn des Jahres 2024 verlor der Markt an Gästebesuchen und die Erholung der Besuchszahlen ist zum Erliegen gekommen. In den vergangenen 12 Monaten lagen die Besuchszahlen bereits wieder unter den Werten des Vorjahres (-2%) und damit weiter deutlich unter Vor-Covid-Niveau (-13%). Mit 47% der Gesamtbesuche im Jahr 2023 konnte die Systemgastronomie ein Besuchsplus von 6% im Jahresvergleich und ein Plus von 12% im Vergleich mit 2019 für sich verbuchen. Die Individualgastronomie- mit 57% der Gesamtbesuche - musste sowohl im Jahresvergleich (-8%) wie auch im Vergleich mit Vor-Covid 2019 (-28%) Gästerückgänge verkraften.
Durchschnittsbon
Getrieben durch die Erhöhung der Mehrwertsteuer erhöhten sich die Ausgaben pro Gast deutlich über das Niveau des Vorjahres (+5% im Gesamtmarkt). Betrachtet man die Entwicklung des Durchschnittsbons in der Systemgastronomie, so lag er 6% höher als noch vor einem Jahr und betrug im Durchschnitt 6,94 Euro. In der Individualgastronomie hat der Gast im Durchschnitt 9,06 Euro ausgegeben (ebenfalls ein Anstieg im Jahresvergleich von 6%).
Wachstum der Marktsegmente
Die Schnell- und Handelsgastronomie konnte insgesamt in ihren Besuchszahlen noch stabil bleiben, die Bedien- und Hotelgastronomie verliert sehr deutlich auf Grund der Rückkehr zu dem erhöhten Steuersatz von 19% für Vor-Ort-Verzehr. Im Jahr 2024 sind in der Systemgastronomie besonders folgende Marktsegmente am stärksten gewachsen (Umsatz brutto, vergleich mit Vorjahr): Full Service Restaurants (+29%), Freizeitgastronomie (+18%) und Schul- und Ausbildungsplatzkantinen (+12%), alles einzig getrieben durch den erhöhten Durchschnittsbon.
Umsatzanteile
Gemessen an den Umsätzen, verbuchten die Schnellrestaurants (QSR) in der Systemgastronomie die Hälfte aller Gesamtausgaben (49%) für sich und blieben somit der bedeutendste Absatzkanal, gefolgt vom Lebensmitteleinzelhandel (13%), Freizeitgastronomie (8%) und Hotellerie (8%).
Konsumanlässe
48% (+3% über dem Vorjahresniveau) aller Konsumanlässe in der Systemgastronomie fielen 2024 auf das Take-Away Geschäft. Dafür, vor Ort zu speisen, entschieden sich 36% aller Systemgastronomiegäste (+8% im Vorjahresvergleich) und jeweils 8% entfielen auf Drive-Thru und Delivery, wobei Delivery ein Zuwachs im Jahresvergleich von +19% für sich verbuchen konnte und Drive-Thru -2% weniger Gäste begrüßte.

Zielgruppen
Welche Zielgruppen in der Systemgastronomie waren die Gewinner und welche Verlierer?
Vor allem die Gruppe der Berufstätigen (30-39 J.) mit höherem Einkommen waren überproportional stark in der Systemgastronomie im vergangenen Jahr unterwegs. Dabei waren die männlichen Gäste mit 60% aller Besuche in der Mehrzahl und konnten sogar im Vergleich zum Vorjahr noch mal um 1,2 Prozentpunkte zulegen.
Ausblick
Während die Preise im Handel seit Anfang 2023 stabil bleiben, steigen sie im Gastronomie-Markt mit erhöhter Geschwindigkeit und die Inflationsraten im Gastgewerbe liegen seit Beginn des Jahres 2024 deutlich über der Gesamtrate und dem Lebensmittelhandel. Bei einem wachsenden Teil der Bevölkerung haben die finanzielle Situation und Preise eine zunehmende Bedeutung für die Wahl gastronomischer Leistungen und insbesondere die niedrigeren Einkommensgruppen reduzieren ihre Besuche im Markt. Es werden deutlich mehr Entscheidungen auf Basis der Preise getroffen und Promotions gewinnen an Attraktivität.
Die Gäste versuchen aktiv ihre Ausgaben zu managen, indem sie die Anzahl an Produkten reduzieren oder gleich in ein preiswerteres Segment wechseln (Trading Down). Diesem Trend entgegenzuwirken, wird einer der Herausforderungen des kommenden Jahres sein.
Auch das Thema Mitarbeitermangel wird die Gastronomie weiterhin beschäftigen. Dabei ist das Thema nicht neu und der Trend war auch schon vor der Pandemie sichtbar. Doch durch Corona wurde die Situation noch mal verschärft. In dieser Zeit mussten Restaurants zeitweise schließen und Entlassungen und Kurzarbeit schufen Unsicherheit. Fachkräfte wanderten deshalb ab und suchten sich Jobs außerhalb der Gastronomie, ohne Wiederkehr. Nun müssen politische, gesetzliche und arbeitstechnische Regelungen in Gang gebracht werden, um dieser Situation Abhilfe zu schaffen.
Somit bleibt das Umfeld für die Gastronomie auch im laufenden Jahr schwierig: Wirtschaftliche Unsicherheit, Fachkräftemangel, Inflation und verhaltene Konsumstimmung der Verbraucher werden die Gastrowelt auch 2025 begleiten.
In Anbetracht dieser Ausgangssituation: Was wird nun zukünftig für den deutschen Außerhausbesucher besonders wichtig sein? Was sind die Wachstumstreiber für einen Gastronomen, um in diesem Umfeld erfolgreich zu agieren?
Vier Bereiche werden seitens Circana als entscheidend identifiziert:
- Frühstück: Das Frühstücksgeschäft erlebt ein Revival, nachdem es während der Corona-Pandemie stark zurückgegangen war. Zwar bleibt der Anteil von Home-Office weiter konstant fast doppelt so hoch wie vor der Pandemie und mehr als die Hälfte der Befragten in der von Circana eigens im September 2024 durchgeführten Studie „Wegweiser Deutschland“ gaben an, dass sie immer oder teilweise wieder von zu Hause arbeiten. Auch der stets größer werdende Anteil der Frauen in Vollzeit trägt zu der positiven Entwicklung des Frühstückssegments bei, genauso wie der steigende Anteil der Single-Haushalte.
- Mitnahme: Das Mitnahmegeschäft hat besonders einen Boost während der Corona Pandemie erlebt und kann diesen positiven Trend auch nach der Krise weiterhin aufrechterhalten. Click&Collect hat sich gegenüber 2018 bereits verfünffacht, mit weiterhin steigender Tendenz. Dabei bestellen mehr und mehr Konsumenten digital. Diese Bestellungen erhöhen den Bon, denn es werden im Vergleich zu offline nicht nur mehr, sondern auch eher höherpreisige Produkte bestellt. Auch generieren digitale Bestellungen zur Mitnahme höhere Kundenzufriedenheit und eine höhere Wiederbesuchswahrscheinlichkeit. Nicht zuletzt ist dies auch ein Grund für die Erfolgsstory der Ketten und das Quick-Service-Segment profitiert nachhaltig von dem langfristig höheren Anteil an Speisen und Getränken zur Mitnahme bzw. Lieferung. In Zeiten eines Mangels an Mitarbeitenden und steigender Kosten kann die Digitalisierung auch ein Ausweg aus diesem Dilemma sein.
- Genuss & Geselligkeit: Nach der Pandemie sind es die kleinen Dinge und der Genuss – besonders außer Haus - die für Menschen im Vordergrund stehen. Die Bedeutung von Gemeinsamkeit und Geselligkeit in der Gastronomie steigt wieder, die Gäste wollen ‘Socializing’. Die Besuche im Restaurant sind vermehrt emotional als funktional getrieben und der Kunde möchte Neues erleben – neue Produkte, neue Rezepturen, neue Storekonzepte. Auch das Arbeiten von zuhause wandelt die Gemeinschaftsgastronomie am Arbeitsplatz zu einem Kommunikations- und Erlebnisplatz. Der Wunsch der Verbraucher nach Erfahrung und Erlebnis – auch gastronomisch – ist, was die Branche für das Jahr 2025 optimistisch bleiben lässt.
- Gesund & Nachhaltig: Eine Vielzahl der Verbraucher strebt eine gesündere Ernährung an. Auch in der Gastronomie und besonders bei regelmäßigen Besuchsanlässen ist das der Fall. Die meisten Verbraucher in Deutschland legen Wert auf einen täglichen Verzehr von Gemüse und ein beträchtlicher Teil achtet dabei auch auf die Reduzierung von Zucker, Alkohol und zuckerhaltigen Softdrinks. Dabei sind die Verbraucher der Meinung, dass gesunde Speisen kreativ und lecker sein können und eine gesunde Ernährung nicht bedeutet, dass man verzichten muss. Die Verwendung saisonaler und lokaler Produkte sind wesentliche Nachhaltigkeitsaspekte für die Gäste und 50% der Befragten der „Wegweiser Deutschland“-Studie gaben an, dass auch Gastronomie nachhaltiger werden muss. Dabei gaben 39% der Befragten an, dass sie loyaler gegenüber Restaurants sind, die Wert auf Nachhaltigkeit legen.