Branchendaten der Systemgastronomie 2023
in Zusammenarbeit mit Circana
Die Daten basieren maßgeblich auf Konsumenteninformationen aus dem CREST Konsumentenpanel der Circana Group GmbH. Die vorliegenden Zahlen blicken konkret und exklusiv auf die Situation in der Systemgastronomie.
Konsumentenausgaben
Das Jahr 2023 konnte nach der Corona-Zeit nun endlich mit positiven Umsatzzahlen, nicht nur im Jahresvergleich 2023 vs. 2022 (+12%), sondern auch im Vergleich mit dem „Old Normal“ 2023 vs. 2019 (+2%), glänzen. Dabei performte die Systemgastronomie mit +14% im Jahresvergleich und mit +29% im Vergleich mit 2019 besser als die Individualgastronomie (+10% im Vergleich mit 2022 und Umsatzminus von 9% im Vergleich mit 2019). Insgesamt belief sich der Umsatz in der Systemgastronomie in Deutschland im Jahr 2023 auf 31 Milliarden Euro, was 37% der gesamten Außerhausgastronomie entsprach.
Besuche
Mit 43% der Gesamtbesuche im Jahr 2023 konnte die Systemgastronomie ein Besuchsplus von 8% im Jahresvergleich und ein Plus von 6% im Vergleich mit 2019 für sich verbuchen. Somit lag die Systemgastronomie mit ihren Besuchen erstmals wieder im positiven Bereich verglichen mit der Vor-Covid-Periode. Die Individualgastronomie konnte mit einem Besuchsplus von +3% im Jahresvergleich, 57% des Gesamtmarktes für sich in Anspruch nehmen. Im Vergleich mit dem „Old Normal 2019“ lagen die Besuchszahlen aber immer noch bei -21%.
Durchschnittsbon
Betrachtet man die Entwicklung des Durchschnittbons, so lag er in der Systemgastronomie ein Fünftel höher (+22%) als noch 2019 und betrug im Durchschnitt 6,57€. Der Durchschnittsbon in der Individualgastronomie stieg im Vergleich zu 2019 etwas moderater an (+15%) und lag bei 8,56€.
Wachstum der Marktsegmente
Zurück zur Normalität hieß es 2023 in den allermeisten Schul- und Ausbildungsplatzkantinen. Daher war dieses Segment in der Systemgastronomie mit einem Umsatzwachstum von mehr als der Hälfte (+52%) an erster Stelle im Jahresvergleich platziert. Ebenfalls bedingt durch die geänderte Gesamtlage die COVID in den Hintergrund drängte, konnte das Segment der Freizeitindustrie mit einem Plus von 19% im Jahresvergleich das Jahr 2023 an zweiter Stelle abschließen. Das Liefergeschäft in der Systemgastronomie lag im letzten Jahr bei 7% aller Besuche und somit gleichauf mit dem Jahr 2022. Mehr Besuche fanden wieder vor Ort statt (35%, im Jahr 2022 waren es 32%) und 11% der Besucher suchten den Drive-Thru Schalter auf. Die überwiegende Mehrheit entschied sich allerdings für Take Away (49%).
Umsatzanteile
Gemessen an den Umsätzen, verbuchten die Schnellrestaurants (QSR) in der Systemgastronomie die Hälfte aller Gesamtausgaben (50%) für sich und blieben somit der bedeutendste Absatzkanal, gefolgt vom Lebensmitteleinzelhandel (14%), Hotellerie (9%) und der Freizeitindustrie (8%).
Zielgruppen
Vor allem die Familien und jüngeren Zielgruppen (18-29J.) waren für das Wachstum an Besuchen im Außerhausmarkt in der Systemgastronomie im letzten Jahr verantwortlich. Insgesamt haben mehr weibliche Gäste die Systemgastronomie aufgesucht (40% aller Besuche gehen auf ihr Konto) und auch Besucher mit einem eher höheren Einkommen entdeckten die Systemgastronomie im Jahr 2023 mehr und mehr für sich.
Ausblick
Nach einem kompletten Jahr ohne Pandemiebeschränkungen und zurück in der Normalität, wie hat sich der Außerhaus-Markt entwickelt? Hat die Covid-Zeit unser Ausgehverhalten nachhaltig verändert? Sind nun neue Themen für den Konsumenten relevanter geworden und andere wiederum eher in den Hintergrund getreten?
Was mit Sicherheit gesagt werden kann: Wir sind in der „Neuen Realität“ angekommen! Neue Arbeitsmodelle, weniger Geschäftsreisen, mehr Online-Shopping, Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Gesundheit & Wohlbefinden sind Entwicklungen, die gekommen sind, um zu bleiben. Auch die Nachfrage der Gäste im Außerhausmarkt hat sich nachhaltig verschoben hin zu mehr Mitnahme, Verzehr zu Hause, Wachstum digitaler Bestellungen und mehr Socializing Motiven beim Ausgehen.
Aber auch die momentan unsichere wirtschaftliche Lage führt zu einem veränderten Gastronomieverhalten bei den Konsumenten. Zwar ist die allgemeine Verbraucherstimmung optimistischer als noch vor einem Jahr, die Verbraucher geben jedoch an, in der Zukunft beim Auswärtsessen mehr preissensibel zu sein als es noch in der Vergangenheit der Fall war. Auch wenn dies bis jetzt nur zu kleine Veränderungen im tatsächlichen Ausgehverhalten führte, bleiben preisbezogene Bedenken beim Konsumenten im Vordergrund. Um in Zeiten von Preissteigerungen die Gesamtausgaben pro Besuch zu minimieren, nutzen die Verbraucher nun verstärkt Preis-Promotions, lassen Beilagen und ein extra Getränk weg oder wechseln gleich in ein preiswertes Segment. Die ersten Zeichen von „Trading-Down“ sind somit auf dem Markt sichtbar.
In Anbetracht dieser Ausgangssituation, was wird nun zukünftig für den deutschen Außerhausbesucher besonders wichtig sein? Mehrere Trends werden die Zukunft des Foodservice-Marktes in Deutschland prägen. Die meisten sind auf Änderungen oder Beschleunigungen aufgrund von COVID und die geänderte wirtschaftliche Lage zurückzuführen. Dabei werden besonders folgende vier Themen aus Sicht der Circana Group GmbH in den Vordergrund treten:
1. Digitalisierung
Die digitalen Bestellungen stiegen während der Pandemie und sind auch nach der Lockerung der Beschränkungen nicht zurückgegangen, sondern weiterhin am Wachsen. Auch nach der Pandemie werden mehr digitale Bestellmöglichkeiten entwickelt und Verbraucher schätzen die Vorteile des Online-Bestellens. Vor allem lieben die Gäste die Bestellung in der eigenen Geschwindigkeit sowie den Bezahlprozess. Außerdem fördern digitale Bestellungen auch die Kundenbindung und ermöglichen die Interaktion mit dem Verbraucher. Insbesondere die Click&Collect-Bestellungen haben sich durchgesetzt und werden auch weiterhin zunehmen. In Zeiten eines Mangels an Mitarbeitender und steigender Kosten kann die Digitalisierung der Branche überdies aus diesem Dilemma helfen.
2. @Home und Geselligkeit
Wir sind in der „Neuen Realität“ angekommen – der Markt ist nun stärker Off-Premise und Home-lastig. Das Arbeiten von zuhause treibt den Daheim-Verzehr an (Work-from-Home – Eating@Home). Daher ist nun der Besuch im Restaurant mehr emotional als funktional getrieben und die sozial motivierten Außerhausbesuche nehmen stetig zu. Dieser Trend wird sich auch weiterhin fortsetzen.
3. Innovation
Die Industrie wird von den Kunden durchaus als innovativ angesehen, insbesondere bei Produkten und Dienstleistungen, allerdings mit Potenzial nach oben. Die Kunden wollen mehr Innovationen, vor allem bei Geschmack und Zutaten, aber auch beim Thema Nachhaltigkeit und sind bereit für diese Neuerungen auch mehr zu zahlen.
4. Inklusion und Nachhaltigkeit
Für die allermeisten Gäste sind Inklusion und Nachhaltigkeit Kernaspekte in der Food Industrie, speziell, wenn es um neue Zutaten und Abfallvermeidung geht. Hier werden vor allem solche Themen wie Fleisch- und Milchersatzprodukte, Local sourcing („Null-Kilometer-Gericht“) und Vermeidung von Plastik an Bedeutung gewinnen. Allerdings sind Qualität der Speisen, Preis und Atmosphäre immer noch die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl eines Restaurants.