Beitrag

Was passiert noch, außer Corona?

BdS-Hauptgeschäftsführerin Andrea Belegante

Selbstverständlich ist Corona DAS Thema, auch bei uns im Verband. Wir haben uns in den vergangenen Monaten beispielsweise erfolgreich dafür eingesetzt, trotz Lockdown weiterhin Abhol-, Liefer- und To-Go-Angebote offen zu halten. Oder die – temporäre – Mehrwertsteuersenkung zu erreichen und dann auch bis Ende 2022 fortzuführen. Oder die Rahmenbedingungen der unterschiedlichen Coronahilfen mitzugestalten. Wir haben die Coronapolitik in den letzten Monaten im Sinne unserer Mitglieder eng begleitet und uns aktiv eingebracht.

Doch die Zeit steht trotz Corona nicht still. An ganz unterschiedlichen politischen Entwicklungen wirken wir mit und arbeiten an mehreren „Baustellen“ für die Branche:

Wir spüren in unserer Branche den Arbeitskräftemangel deutlich. Gut ausgebildete, motivierte Nachwuchskräfte sind für die Zukunft der Systemgastronomie unverzichtbar. Voraussetzung dafür ist ein attraktives, modernes Berufsbild. Die beiden Ausbildungsberufe der Branche – die dreijährige Ausbildung zum Fachmann/-frau für Systemgastronomie und die zweijährige Ausbildung zur Fachkraft im Gastgewerbe in der Systemgastronomie – geben vielen jungen Menschen berufliche Chancen. Derzeit werden diese Ausbildungsberufe und deren Ausbildungsordnungen im Zuge der Neuordnung der Berufsbilder inhaltlich und strukturell aktualisiert. Dies ist seit Einführung der beiden Ausbildungen im Jahr 1998 nicht mehr geschehen und deshalb dringend notwendig. Der BdS arbeitet mit internen Expertensitzungen und -diskussionen und den zuständigen Stellen – Ministerien, IHK, Berufsschulen, anderen Verbänden und Gewerkschaft – daran mit, um den geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen. Für uns ist es keine Floskel: Wir sind die Branche der Chancen. Um diese Chancen jedem und jeder Auszubildenden zu eröffnen, sind wir als Experten bei der Neuordnung von Anfang an dabei.

Die Systemgastronomie hat in den vergangenen Jahren erhebliche Anstrengungen unternommen, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Nicht zuletzt durch Umstellung der Bestellprozesse und die frische, auf Gästewunsch individuell und zeitnahe Zubereitung von Speisen konnten große Erfolge erzielt werden. Dennoch ist und bleibt das Thema präsent. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erarbeitet derzeit eine Strategie zur Reduzierung von Lebensmittelverschwendung im Rahmen des sogenannten „Nationalen Dialogforums“. Seit nunmehr zwei Jahren bringt sich der BdS hier mit Input aus dem Restaurantalltag ein. Dieser Dialogprozess steht nun kurz vor dem Abschluss und der BdS wird hier seine Verantwortung wahrnehmen, seine Mitglieder für dieses Thema noch stärker sensibilisieren und durch Information und Aufklärung zur weiteren Verringerung von Lebensmittelabfällen in der Branche beitragen.

Die Bundestagswahl wirft knapp sechs Monate vorher ihre Schatten deutlich voraus. Einige Parteien haben ihre Wahlprogramme bereits veröffentlicht. Im Vorfeld und im Zuge der Wahlprogrammerstellung hat sich der BdS mit branchenspezifischen Forderungen und Themen geäußert und damit auf die Herausforderungen der Branche – von Arbeitsrecht bis Umweltschutz – aufmerksam gemacht. Wir analysieren derzeit die bereits bekannten Wahlprogramme mit „scharfer“ Branchenbrille. Wir durchleuchten, welche Vorhaben und Vorstellungen der Parteien sich in welcher Art und Weise auf die Systemgastronomie auswirken.

Auf europäischer Ebene ist und bleibt die Umsetzung der Einwegkunststoffrichtlinie (Single Use Plastics Directive) in nationale Gesetzgebung eine der großen Herausforderungen für die Branche. Konkret sehen wir das an der aktuell in Beratung befindlichen Umsetzung zur Mehrwegpflicht für Einwegkunststoffverpackungen und Einweggetränkebecher. Enorme betriebliche Prozesse müssen dafür angepasst und umgestellt werden. Aber auch die Kennzeichnung von Einwegkunststoffbechern mit entsprechenden Hinweisen darauf, dass das Produkt Plastik enthält, wird Kostensteigerungen auslösen. Aufgrund dieser wirtschaftlichen und betrieblichen Tragweite ist der BdS auch mit anderen betroffenen Verbänden im Dialog, um gemeinsam eine Lösung zu erreichen, die einerseits dem Reduktionsziel von Verpackungsabfällen und damit ein Beitrag zum Umweltschutz gerecht wird, andererseits aber die Betriebe in wirtschaftlicher Hinsicht nicht überfordert.

Dies ist nur ein blitzlichtartiger Überblick über die vielen thematischen Facetten, die der BdS aktuell bearbeitet. Natürlich stehen nach wie vor Corona und die Krisenauswirkungen ganz oben auf der Agenda. Doch in anderen Bereichen werden weiterhin Weichenstellungen vorgenommen, die die Branche beeinflussen. Diese Vielfalt haben wir für unsere Mitglieder und unsere Branche im Blick.

Zurück