Halbjahresbilanz 2022: Arla leistet erstmals halbjährliche Nachzahlung an Genossenschaftsmitglieder
Das erste Halbjahr 2022 war geprägt von Inflation und Unsicherheit in der weltweiten Milchlieferkette. Diese Entwicklungen beschleunigten sich ab dem späten Frühjahr. Die europäische Molkereigenossenschaft Arla konnte den Milchpreis für ihre Genossenschaftsmitglieder mehrfach erhöhen, während die Landwirte mit erheblich gestiegenen Produktionskosten besonders für Dünger, Futtermittel und Kraftstoff konfrontiert sind. Die anhaltende, globale Volatilität hat dazu geführt, dass das weltweite Milchangebot trotz einer stabilen weltweiten Nachfrage zurückgegangen ist. Der Umsatz der Arla Gruppe stieg im ersten Halbjahr 2022 auf 6,38 Milliarden Euro, fast ausschließlich aufgrund von Preissteigerungen. Auch das Deutschlandgeschäft stand in der ersten Jahreshälfte unter dem Eindruck der hohen Inflation, mit deutlich gestiegenen Produktionskosten. Dabei konnte Arla auch hierzulande Preissteigerungen sowohl im Private Label- als auch im Markengeschäft erreichen, um die Kostensteigerungen teilweise decken zu können. In Deutschland gehört das Unternehmen mit zwei großen Milchwerken in Rheinland-Pfalz und Mecklenburg-Vorpommern sowie der Deutschland-Zentrale in Düsseldorf zu den Top Fünf in der Molkereibranche und ist mit Marken wie Arla Buko, Arla Skyr und Kærgården sowie Handelsmarken im Einzelhandel präsent.
Insgesamt belief sich der Umsatz der Arla Gruppe im ersten Halbjahr 2022 auf 6,38 Milliarden Euro; ein Plus von 17 Prozent gegenüber dem Umsatz im Vorjahreszeitraum in Höhe von 5,44 Milliarden Euro. Der Anstieg ist fast ausschließlich auf erhebliche Preiserhöhungen in Arlas Geschäftsbereichen Einzelhandel, Foodservice (Gastronomiegeschäft) und Rohstoffhandel zurückzuführen. Nach zwei Jahren außergewöhnlichen Wachstums des Markengeschäfts im Einzelhandel, war das mengenbasierte Umsatzwachstum (Volumen) mit Arla Marken mit -0,1 Prozent wie erwartet leicht rückläufig. Der Gewinnanteil lag mit drei Prozent des Gesamtumsatzes im angestrebten Bereich (1. HJ 2021: ebenfalls drei Prozent). Auf dieser Grundlage und im Einklang mit der neuen Konsolidierungspolitik der Genossenschaft wird Arla erstmalig eine halbjährige Nachzahlung in Höhe von 1,0 Eurocent pro Kilogramm gelieferter Milch auf der Grundlage der im ersten Halbjahr 2022 gelieferten Milchmenge an die Landwirte zahlen.
Dringend benötigte Erhöhungen des Milchpreises
Der durchschnittliche Milchpreis, den die Genossenschaft ihren Landwirten in den sieben Arla Erzeugerländern zahlte, ist im ersten Halbjahr 2022 um 30,9 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021 gestiegen und hat sich im Laufe des Sommers weiter erhöht. So lag der durchschnittliche Arla Milchpreis für konventionelle Milch in Deutschland im ersten Halbjahr 2022 bei 45,00 Eurocent pro Kilogramm Milch. Dies hat allerdings noch nicht zu einem Anstieg der Milchproduktion geführt, da die Kosten der landwirtschaftlichen Betriebe weiterhin erheblich gestiegen sind und die derzeitigen globalen Marktbedingungen Unsicherheiten mit sich bringen. So sind beispielsweise europaweit die durchschnittlichen Preise (1. HJ 2022 vs. 1. HJ 2021) für Düngemittel um 145 Prozent, für Kraftstoffe um 134 Prozent und für Futtermittel um 36 Prozent gestiegen, während die globale Inflation für das Jahr 2022 auf 7,7 Prozent geschätzt wird. Dem weltweiten Trend entsprechend, ging Arlas Milchmenge im 1. Halbjahr 2022 auf 6,8 Milliarden Kilogramm zurück, verglichen mit 7,0 Milliarden Kilogramm im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Dies sind außergewöhnliche Zeiten, sowohl für unsere Landwirte als auch für unser Unternehmen, da die Lebensmittelindustrie und die Landwirtschaft einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt sind. Ich freue mich, dass wir den Milchpreis für unsere Landwirte erhöhen konnten, um ihnen dabei zu helfen, die höheren Produktionskosten zu bewältigen. Zudem können wir erstmals eine halbjährliche Nachzahlung leisten, um zukünftige Investitionen in Nachhaltigkeitsmaßnahmen auf den Höfen zu unterstützen“, erklärt Peder Tuborgh, CEO von Arla Foods.
Abschwächung der Marken-Performance wie erwartet
In der ersten Jahreshälfte 2022 verzeichneten die strategischen Marken der Arla Gruppe ein Umsatzwachstum von 12,7 Prozent auf 2,98 Milliarden Euro, vor allem aufgrund von Preiserhöhungen. Wie erwartet war das mengenbasierte Umsatzwachstum (Volumen) mit Arla Marken im Einzelhandelsgeschäft mit -0,1 Prozent leicht rückläufig, da die Verbraucher ihr Kaufverhalten anpassen. Die Marke Arla konnte ihr Niveau mit einem mengenbasierten Umsatzwachstum von -0,1 Prozent nahezu halten und erreichte einem Umsatz von 1,77 Milliarden Euro. Nach zwei Jahren mit einer außergewöhnlich guten Leistung steigerte die Buttermarke Lurpak ihren Umsatz auf 347 Millionen Euro. Das mengenbasierte Umsatzwachstum lag dabei allerdings bei -5,9 Prozent, aufgrund geringerer Volumen. Die Lizenzmarke Starbucks übertraf hingegen mit einem mengenbasierten Umsatzwachstum von 19,5 Prozent die Erwartungen. Dies ist auf einen gestiegenen Verzehr sowohl zu Hause als auch außer Haus und auf neue Marktchancen zurückzuführen.
„Die Folgen des russischen Angriffs der Ukraine haben – neben der humanitären Katastrophe – den Druck auf die globalen Märkte, Lieferketten und Unternehmen erheblich erhöht und zu einem stärken, inflationären Umfeld für unsere und viele andere Branchen geführt. Zudem hat die derzeitige, weltweite Knappheit des Milchangebots zu einer Marktsituation geführt, in der die Milchrohstoffmärkte in der ersten Hälfte des Jahres 2022 erheblichen Druck auf unsere Margen für Einzelhandelsprodukte ausgeübt haben“, so Torben Dahl Nyholm, Finanz-Vorstand von Arla Foods.
Arlas Foodservice-Geschäft (Gastronomiegeschäft) konnte sich sowohl im europäischen als auch im internationalen Geschäft weiter von der Pandemie erholen und ein mengenbasiertes Umsatzwachstum im Markengeschäft von 19 Prozent erzielen, das das Vor-Corona-Niveau übertrifft. Zurückzuführen ist dies hauptsächlich auf den dänischen und den britischen Markt sowie auf die Marken Arla Pro und Lurpak.
In Arlas Europa und UK-Geschäft stieg der Umsatz auf 3,53 Milliarden Euro im Vergleich zu 3,20 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Trotz des gesunkenen mengenbasierten Umsatzwachstums durch Marken von -2,1 Prozent infolge der aktuellen Marktbedingungen blieb Arla weiterhin wettbewerbsfähig.
Als Teil des Europa-Geschäfts stand auch das Deutschland-Geschäft in der ersten Jahreshälfte unter dem Eindruck der hohen Inflation, mit deutlich gestiegenen Produktionskosten. Dabei konnte Arla auch hierzulande Preissteigerungen sowohl im Private Label- als auch im Markengeschäft erreichen, um die Kostensteigerungen teilweise decken zu können. Somit hat auch das Deutschlandgeschäft dazu beigetragen den Arla Landwirten ein höheres Milchgeld zur Bewältigung ihrer deutlich gestiegenen Kosten zahlen zu können.
Nachhaltigkeit: Neuer Bio Standard in Deutschland eingeführt
Trotz der herausfordernden Marktbedingungen haben Arla Deutschland und die hiesigen Landwirte weiterhin ihre ambitionierte Agenda für eine nachhaltigere Milchwirtschaft vorangebracht. Mit Einführung des neuen Arla Bio Standards ist die Molkereigenossenschaft im Bereich Nachhaltigkeit einen wichtigen Schritt gegangen; begleitet von einer umfassenden 360 Grad Marketingkampagne. Der Bio Standard enthält zahlreiche neue Kriterien in den Bereichen Bodengesundheit, Biodiversität, Klima sowie Tierwohl und bietet Konsumenten ein zukunftsorientiertes Angebot mit klarem Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit. Zudem wurde die dritte Runde des Arla Klimacheck Programms auf den Höfen gestartet. Anhand der jährlichen Checks können die Landwirte sehen, wo sie mit Ihrem CO2e-Fußabdruck und ihren Maßnahmen stehen und gezielte Verbesserungsmöglichkeiten ergreifen. Damit leisten die Landwirte einen wesentlichen Beitrag zur Erreichung der ehrgeizeigen Klimaziele von Arla Foods.
Arla LactoFREE Portfolio erweitert
Neben der Einführung des neuen Bio Standards hat Arla Deutschland auf Markenebene sein Angebot im Bereich laktosefreier Milchprodukte im ersten Halbjahr ausgebaut. Unter der Marke Arla LactoFREE sind seit Juni fünf neue Produkte erhältlich; ein haltbarer Milch-Drink in zwei Fettstufen, ein Joghurt griechische Art, ein Skyr Natur und eine Schlagsahne. Mit Arla LactoFREE bietet das Unternehmen laktosefreie Produkte mit echtem Milchgeschmack und eine moderne, junge Marke, die auf die sich verändernden Verbraucherwünsche einzahlt. Laktosefreie Produkte gehören im Molkereisegment zu den Wachstumsbereichen. Aufgrund einer erhöhten Distribution im Einzelhandel, besonders der Milch-Drinks, konnte Arla LactoFREE ein mengenbasiertes Umsatzplus von 18 Prozent (1. HJ 2022 vs. 1. HJ 2021) verzeichnen. Daneben zeigte sich bei der Marken Performance die Arla Lizenzmarke Starbucks (milchbasierte, gekühlte Kaffeegetränke) im ersten Halbjahr 2022 erneut stark; mit einem mengenbasierten Umsatzplus von 14,7 Prozent. Zudem konnte das Markengeschäft im Foodservice Bereich durch den Post-Corona-Aufschwung wieder deutlich zulegen. In Summe war der Absatz (Volumen) im gesamten Markengeschäft von Arla Deutschland im ersten Halbjahr 2022 (vs. 1. HJ 21) jedoch rückläufig; analog zur Entwicklung im gesamten Arla Europa-Geschäft. Grund dafür war auch hierzulande das hohe Inflationsniveau und eine daraus resultierende, zunehmend geringere Nachfrage im Markenbereich.
Mit Blick auf das internationale Geschäft, das Arla auch stark aus Deutschland bedient, markierte die offizielle Eröffnung der neuen Produktionsanlage zur Herstellung von Milchpulver im Arla Werk Pronsfeld (Rheinland-Pfalz) Ende Mai einen wichtigen Meilenstein. Mit der zweiten Anlage zur Milchpulverherstellung am größten Arla Standort weltweit stärkt die Molkereigenossenschaft ihr internationales Geschäft, um besonders die global steigende Nachfrage nach bezahlbaren, nahrhaften Milchprodukten bedienen zu können.
„Auch in Deutschland war unser Geschäft im ersten Halbjahr einem hohen Inflationsdruck ausgesetzt und wir sehen eine zunehmende Verunsicherung bei den Verbrauchern, dem sich auch unser Markengeschäft nicht entziehen kann. Ungeachtet dieser Herausforderungen ist es uns gelungen unsere Marke Arla LactoFREE auszubauen und unsere Nachhaltigkeitsagenda weiter voranzubringen; sowohl im Produktbereich mit Arla Bio also auch auf Produktionsebene mit den Klimamaßnahmen auf den Höfen unserer Landwirte. Besonders der Bereich Nachhaltigkeit ist, neben starken Marken, für unseren langfristigen Erfolg auch auf dem deutschen Markt ein zentrales Element. Im weiteren Jahresverlauf erwarten wir auch hierzulande einen weiterhin hohen Kostendruck“, so Lillie Li Valeur, die im Mai als Geschäftsführerin die Leitung des Deutschland-Geschäfts von Arla übernommen hat.
Arlas Geschäftsbereich „Internationales Geschäft“ steigerte seinen Umsatz auf 1,23 Milliarden Euro, im Vergleich zu 1,04 Milliarden Euro im ersten Halbjahr 2021. Das Markengeschäft wies dabei ein gesundes mengenbasiertes Umsatzwachstum in Höhe von 3,8 Prozent auf, das hauptsächlich durch die Regionen Naher Osten und Nordafrika (MENA), Südostasien (SEA) und die Region „übrige Welt“ vorangetrieben wird.
Der Geschäftsbereich Arla Foods Ingredients (AFI, Zutatengeschäft) verzeichnete eine anhaltend hohe Nachfrage nach seinen spezialisierten Molkenprotein- und Laktoseprodukten und erzielte im ersten Halbjahr ein solides Ergebnis. Der Umsatz belief sich auf 460 Millionen Euro gegenüber 387 Millionen Euro im ersten Halbjahr 2021.
Der Geschäftsbereich Globale Industrieverkäufe, also die Business-to-Business Rohstoffverkäufe, verzeichnete ein starkes Wachstum. Der Grund hierfür sind die hohen Rohstoffpreise, die zu einem Umsatz von 1,16 Milliarden Euro führten; im ersten Halbjahr 2021 lag der Umsatz bei 818 Millionen Euro.
Arla will weiterhin führend bei der nachhaltigen Milchwirtschaft sein
Im ersten Halbjahr 2022 gab Arla bekannt, dass die unabhängige Initiative "Science Based Targets" bestätigt hat, dass Arlas Nachhaltigkeitsziele und -pläne mit dem übereinstimmen, was erforderlich ist, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, die globale Erderwärmung auf unter 1,5 Grad zu begrenzen. Zudem unterzeichnete Arla in Dänemark sein erstes großes Power Purchase Agreement (spezielle Stromlieferverträge) zum Bau vier neuer Solarparks mit einer voraussichtlichen Kapazität von 250 GWh. Auf den Höfen startete Arla ein groß angelegtes Pilotprojekt mit dem Futtermittelzusatz Bovaer® zur Reduzierung des Methanausstoßes der Kühe. Mehr als 50 Arla-Betriebe aus drei Ländern mit rund 10.000 Milchkühen sind bei dem Projekt dabei.
Ausblick 2022
Angesichts des anhaltenden Inflationsdrucks und der politischen Unruhen, die sich negativ auf das weltweite Wachstum auswirken, erwartet Arla, dass das zweite Halbjahr 2022 noch herausfordernder wird. Denn es wird damit gerechnet, dass die globale Milchproduktion voraussichtlich weiter abnimmt und zu anhaltend hohen Preisen für Milchprodukte beitragen wird. Dies wird wahrscheinlich das Verbrauchervertrauen und den Konsum weiter schwächen.
Arla passt seine Umsatzerwartungen für das Gesamtjahr 2022 auf eine Spanne von 13,5 bis 14,0 Milliarden Euro und das erwartete mengenbasierte Umsatzwachstum durch Marken auf -2,0 bis -3,0 Prozent an. Der Verschuldungsgrad wird am Jahresende voraussichtlich im Bereich von 2,7 bis 3,1 und der Gewinnanteil am Umsatz zwischen 2,8 und 3,0 Prozent liegen.
Der vollständige Halbjahresbericht 2022 der Arla Gruppe ist hier abrufbar.