Die Gewinner des Teamcups der Systemgastronomie 2017
14. Juni 2017 - Vor drei Monaten kämpften rund 110 Wettkampfteilnehmer beim 8. Teamcup der Systemgastronomie in Elmshorn um den Pokal.
Die Ausbildungsmeisterschaft spiegelt perfekt wider, was angehende Systemgastronomen im Restaurantalltag erwartet.
Wer die Ausbildung zum/r Fachmann/frau für Systemgastronomie erfolgreich abschließt, dem winken viele Aufstiegschancen. Aber wer hat das Zeug dazu? Was erwartet einen?
Der BdS fragt die, die es wissen müssen - nämlich Christopher Paul, Jana Hansen, Kathrin Groger, André Timmermann - das Gewinnerteam des Teamcups der Systemgastronomie 2017:
1) Euer Konzept hat die Jury des Teamcups der Systemgastronomie 2017 voll überzeugt! Wollt Ihr es uns kurz erklären?
Als erstes haben wir uns alles aufmerksam durchgelesen, um nicht von dem bestehenden Konzept der fiktiven systemgastronomischen Kette "pasta house" abzuweichen. Die bestehende Speisekarte war zum Beispiel sehr schlicht gehalten, also haben wir uns für den einfachen, aber leckeren, veganen Klassiker Ratatouille entschieden, um den sich dann auch alle weiteren Aufgaben drehten. Da wir vier uns alle schon sehr gut kennen, wir entspannt und organisiert vorgegangen sind, ist eigentlich kaum Stress aufgekommen.
2) Als Gewinner des Teamcups habt Ihr jede Menge Kreativität und Teamgeist gezeigt – wie sehr spiegelt der Wettbewerb den Restaurantalltag wider?
Der Wettbewerb spiegelt unseren Restaurantalltag sehr realistisch wider. Auch bei der Arbeit sind wir es gewohnt, teilweise unter starkem Zeitdruck zu arbeiten, uns auf unsere Kollegen zu verlassen sowie den Kontakt zu Lieferanten und Vorgesetzten zu pflegen. Wir sind damit vertraut, viele unterschiedliche Aufgaben zu erledigen und gleichzeitig soziale Kompetenzen zu nutzen, um unsere Aufgaben bestmöglich zu lösen.
3) Was macht die Arbeit in der Systemgastronomie für Euch so attraktiv & warum würdet Ihr den Einstieg in die Systemgastronomie Euren Freunden empfehlen?
Andre: Das Spannendste an der Systemgastronomie ist für mich auf der einen Seite die Verbindung der notwendigen Anpassungsfähigkeiten, die die Gastronomie grundsätzlich mit sich bringt.
Die Fähigkeit, sich meist unter Zeitdruck an die ständig verändernden Arbeitsbedingungen anzupassen, wie z.B. ein Regenschauer bei Terrassenbetrieb, das unangekündigte Erscheinen einer größeren Gruppe oder der kurzfristige Ausfall von Kollegen, ist essentiell und fordert ein hohes Maß an Konzentration und Fingerspitzengefühl.
Dabei ist das positive Feedback der Gäste nach einem turbulenten Tag häufig Antrieb genug, um Stress und Ärger wettzumachen.
Auf der anderen Seite sind der hohe Grad an Spezialisierung, die wissenschaftliche Herangehensweise an sowohl betriebswirtschaftliche Sachverhalte als auch an die Verbesserung des Erlebnisses für den Gast äußerst spannend für mich.
Ich denke und arbeite sehr strukturiert, auch im vermeintlichen Chaos versuche ich Ordnung zu sehen.
Der Ansatz zur Standardisierung und dem Ausarbeiten eines klaren Konzepts hilft mir dabei, auch in hektischen Situation ein Ziel vor Augen zu haben und zu wissen, was gemacht werden muss.
Wenn sich ganze Abteilungen mit der Ausarbeitung einer wiedererkennbaren Identität des Unternehmens beschäftigen, Unmengen an Daten auswerten und das Unberechenbare als größten Gegner sehen, dann schafft das für mich sowohl ein Gefühl der Zugehörigkeit zu etwas Größerem als auch ein Fundament, auf das ich meinen beruflichen Alltag aufbauen kann.
Das Unberechenbare dann doch als Teil der Arbeit anzunehmen, birgt eine große Herausforderung und lässt mich wachsen.
Kathi: Für diesen Beruf muss man echt gemacht sein, das ist nicht jedermanns Sache. Man muss stressresistent sein, um auch in heiklen Situationen, wie zum Beispiel bei Gästebeschwerden oder personellen Engpässen im Betrieb, einen kühlen Kopf zu bewahren und immer freundlich zu bleiben. Außerdem muss man die Arbeitszeiten mit seinem Privatleben vereinbaren können.
Meine erste Ausbildung war ein Bürojob, dort hat mir aber die Abwechslung und körperliche Arbeit gefehlt. Durch einige Nebenjobs war ich immer irgendwie in der Gastronomie tätig und bin dort letztlich durch Freunde gelandet und hängen geblieben. Das wichtigste an meiner Arbeit sind für mich meine Kollegen, die fast wie eine Familie sind, da man so viel Zeit miteinander verbringt. Nach Feierabend sitzt man oft noch stundenlang zusammen und quatscht.
Chris: Ich finde die Systemgastronomie besonders interessant, da es ein expandierender Berufszweig ist und sie mir einen sicheren Job bietet. Da ich ein sehr kommunikativer Mensch bin, macht mir die Arbeit mit den Gästen am meisten Spaß.
Jana: Für mich ist die Abwechslung eindeutig das Spannendste an der Systemgastronomie. Ich mag es, immer unterschiedliche Aufgaben in vielen verschiedenen Geschäftsbereichen zu haben. Manchmal komme ich zur Arbeit und weiß gar nicht genau, was mich erwartet (außer natürlich, dass Gäste kommen). Solche Tage sind meistens die anstrengendsten, aber auch die abwechslungsreichsten. Da lerne ich am meisten und wachse über mich hinaus. Ich mag die Flexibilität, die die Systemgastronomie fordert, z.B. schnell Lösungen für Probleme verschiedenster Art zu finden.
Meinen Freunden würde ich den Job nur empfehlen, wenn ich mir wirklich sicher bin, dass er auch zu ihnen passt. Ich bin mir klar bewusst, dass es nicht ein Job für jeden ist. Es gibt für mich die Denker (z.B. Mathematiker) und die Handelnden/ Aktiven (z.B. Handwerker). In der Systemgastronomie muss man beides gleichzeitig sein.
4) Was war am Anfang besonders herausfordernd?
Beim Berufseinstieg:
Bei der Frage sind wir uns alle einig! Als wir in der Systemgastronomie angefangen haben, mussten wir uns erstmal an den Schichtdienst und die Wochenendarbeit gewöhnen. Die Arbeitszeiten waren anders als die unserer Freunde, weswegen es schnell schwierig wurde, sich für gemeinsame Treffen und Freizeitaktivitäten zu verabreden. Auch an spontan anfallende Überstunden musste man sich erstmal gewöhnen.
Der Stress, besonders verstärkt in Hauptfrequenzzeiten, ist auch nicht zu unterschätzen. Kritik von Gästen, Kollegen und Vorgesetzten entgegenzunehmen und trotzdem immer das Beste zu geben und sich vor dem Gast nichts anmerken lassen, war bestimmt oftmals nicht ganz leicht.
Zudem war es erstmal eine große Umstellung, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein.
Mittlerweile haben wir uns jedoch an den Schichtdienst, die körperliche Belastung und den Stress gewöhnt. Vieles ist zur Routine geworden, unsere Kollegen sind unsere Freunde und wir brauchen kein Fitnessstudio mehr, um fit zu bleiben.
In Bezug auf den Teamcup:
Beim Teamcup war der Zeitdruck die größte Herausforderung.
Da wir uns alle schon gut kennen, privat befreundet sind und auch schon im Praxisunterricht in der Schule und teilweise auch im Betrieb miteinander gearbeitet haben, lief die Aufgabenverteilung nach Stärken und Schwächen reibungslos. Wir haben einen Zeitplan erstellt und uns verhältnismäßig viel Zeit genommen, um miteinander die Erfolge und Probleme zu besprechen.
5) Für welche Fächer sollte man sich interessieren, wenn man Fachmann/-frau für Systemgastronomie werden möchte?
Es ist von Vorteil, wenn man sich schon in der Sekundarstufe für Biologie oder Hauswirtschaft, in Bezug auf den Umgang mit Lebensmitteln, die Zubereitung und Ernährungsformen, für Deutsch, um dem kommunikativen Teil der Ausbildung besser gerecht zu werden sowie Mathematik und Wirtschaft interessiert.
Man sollte sich vor Beginn der Ausbildung im Klaren sein, dass der Schwerpunkt nicht nur in der Gästebedienung, sondern vor allem im kaufmännischen Bereich liegt. Diese Ausbildung bereitet einen auf eine Position im Management vor. Etwas Geschick in der Organisation und Planung sowie im Umgang mit Zahlen sollte man mitbringen, der Rest kommt von alleine -wenn man es will.
Dies sind unsere Hauptfächer, in denen wir letztlich auch geprüft werden: Produktentwicklung und -pflege, Gastorientierung, Wirtschafts- und Betriebslehre, Personalorganisation, Betriebsführung und Deutsch/Kommunikation.
6) Welche Charaktereigenschaften sind von Vorteil?
Unserer Meinung nach ist die wichtigste Charaktereigenschaft KOMMUNIKATIV zu sein.
Man sollte fähig sein, gezielt Fragen zu formulieren, kompakte leicht verständliche und zugleich informative Antworten zu geben und zuzuhören.
Man muss in der Lage sein, mit Gästen zu kommunizieren, um beispielsweise Empfehlungen auszusprechen, aber auch Kollegen Arbeitsanweisungen erteilen können.
Zusätzlich sollte man TEAMFÄHIG sein, da man die ganze Arbeitszeit mit seinen Kollegen zusammen verbringt und sich selten von ihnen abschotten oder etwas Abstand nehmen kann.
TOLERANZ und FAIRNESS gegenüber seinen Kollegen und Gästen ist wichtig. Man ist zwar nicht immer einer Meinung, aber trotzdem muss man höflich bleiben und die Meinung und Ansichten anderer akzeptieren, ohne diese zu kritisieren.
Außerdem sollte man EHRGEIZIG sein, da nur derjenige sich verbessert, der auch danach strebt.
SORGFALT ist wichtig, da das Image des Unternehmens oder im schlimmsten Falle die Gesundheit des Gastes gefährdet werden könnten.
7) Was war Euer bislang schönstes Restauranterlebnis?
Für uns ist jeder Tag schön, an dem wir mit unseren Kollegen den Feierabend mit dem Wissen ausklingen lassen können, wieder einmal alles gegeben zu haben, um unsere großen und kleinen Gäste zufrieden zu stellen.